Hier tippt die Ortenau

Dienstag, 23. Februar 2010

Warten auf den Schiri beim Videobeweis



Lautes Trommeln, Gitarren und Vuvuzuelas verboten. Wo gibt es denn so etwas? Im Newlands-Stadion in Kapstadt beispielsweise, wo die Stormers am Wochenende die Waratahs aus Australien empfangen haben. Rugby ist, wie bereits erwähnt, ein weißer Sport.

Bei der WM werden diese Musikinstrumente wohl erlaubt sein. Schließlich sind diese Teil der (süd-)afrikanischen Fußballkultur. Nichtsdestoweniger kann man den Ansturm bei einem Rugbyspiel mit einem Bundesligaspiel vergleichen. Allerdings bezahlt man bei für die besten Plätze im Stadion umgerechnet keine 10 Euro. Rugby ist sehr körperbetont. Es geht prinzipiell darum, den Ball hinter die gegnerische Touchdownlinie zu bekommen. Der Ball darf nur nach vorne gekickt werden. Werfen darf man das Ei nur nach hinten. Raumgewinn erziehlt man zu Fuß. Der Videobeweis ist ein gängiges Hilfsmittel der Schiedsrichter.



Das Zeichen hierfür kennt man bei uns als „Timeout“. In diesem Fall schauen alle gespannt auf die Videowand und warten auf das Urteil. Insgesamt ist Rugby trotz seiner Härte erstaunlich fair. Was im Fußball zu einer Spielertraube und roten Karten führt, ist hier alltäglich. Es gibt zwar auch gelbe Karten, wovon der Schiri in diesem Spiel trotz kleinerer Raufereien keinen Gebrauch gemacht hat. Eine gelbe Karte beim Rugby bedeutet einen Feldverweis für zehn Minuten. Endstand war nach zweimal 40 Minuten 27:6 für die Stormers. Jetzt heißt es wieder, die Maties beim zweiten Heimspiel zu unterstützen. Unsere Unimannschaft führt nach drei Spielen die Tabelle an. Uni-rugby wird in Südafrika sogar im TV übertragen.

Samstag, 20. Februar 2010

Die Kids von der Straße fernhalten



Um die 50000 Menschen leben im Township Kayamandi am Rande von Stellenbosch. Es gibt viele Projekte von Hilfsorganisationen in diesem vorwiegend von Schwarzen bevölkerten Armenviertel. Drei verschiedene Möglichkeiten, sich aktiv einzubringen, bietet auch das International Office meiner Universität. Zum einen kann man ein Basketballteam trainieren, Lehrer der Vorschule beim Unterricht unterstützen oder beim sogenannten After School Projekt mithelfen. Für letzteres habe ich mich entschieden. Einmal wöchentlich helfe ich Schülern der Mittelstufe bei Ihren Hausaufgaben oder mache sonstige Angebote zur Freizeitbeschäftigung. Oberstes Ziel: Die Kinder von der Straße wegbringen. Dort herrscht die Gewalt und Kriminalität, die mitverantwortlich für den schlechten Ruf Südafrikas ist. Die Kinder sollen einen besseren Start in ihre Zukunft bekommen und von anderen Vorbildern lernen.

Das Township ist doch sehr trist, Blechhütten, „shacks“, bestimmen das Bild. Überall liegt Müll auf den Straßen und zwischen den Hütten verteilt. Ab und zu entdeckt man mittendrin ein umzäuntes Haus, das einem Sicherheitskomplex ähnelt – ein krasses Bild des Gegensatzes, das sich bei mir eingeprägt hatte. Die sanitären Anlagen nehmen wenige Quadratmeter ein, je 10 Familie teilen sich einen Waschplatz und eine Toilette.

Die Schulkids sind wie überall: Es gibt Laute und Schüchterne, Klassenclowns und Prolls. Doch alle tragen sie Schuluniformen. Am Ende jedes Programmes steht die sportliche Aktivität. Sofort trennen sich die Geschlechter automatisch. Für die Jungs gibt es nur eins: Fußball. Regeln sind zweitrangig. An erster Stelle steht, dass jeder Spaß hat. Und das ist zweifellos der Fall.

Sonntag, 14. Februar 2010

Doch nicht zum Spiel ins Soccer-Stadium?


Die anstehende WM – zum ersten Mal auf afrikanischen Plätzen ausgetragen – ist für die meisten Europäer das Top Event des Jahres. Bayernpräsident Uli Hoeneß hat sich wegen nicht gänzlich geklärter Sicherheitsaspekte jüngst gegen eine WM in Afrika ausgesprochen.
Sicherheit ist ein großes Thema, nicht erst seit den Vorfällen beim Afrika-Cup. Seit ich in Stellenbosch bin, habe ich bisher keine Kriminalität und Gewalt erlebt.

Allerdings sind die Verhältnisse hier nicht vergleichbar mit den größeren Städten. Insgesamt sei das Western Cape der ruhigere Bereich Südafrikas, sagt man mir. Andernorts, vor allem in und um Johannesburg, gehe es extremer zu. Von weißen Südafrikanern wurde ich bereits davor gewarnt, mir Spiele im Soccer City Stadion anzuschauen. Ausgerechnet dort hat aber die deutsche Nationalmannschaft ihr letztes Gruppenspiel. Das Stadion befindet sich wohl direkt im Township Soweto. Ich bekam schon ein mulmiges Gefühl, als ich hören musste, was in diesem Township so an der Tagesordnung sei. So sei ein auf dem Weg nach Hause überfallen worden.

Er hatte den Kriminellen alles überlassen, was er bei sich hatte. Nur den Ehering wollte er nicht hergeben. Das war sein Todesurteil. Der Transport der Fans gestaltet sich ebenfalls äußerst schwierig. Die Infrastruktur ist schlecht und öffentliche Verkehrsmittel sollten, wie auch das Taxifahren, weitestgehend vermieden werden. Ich war bisher schon mit dem Zug unterwegs, was zur täglichen Arbeitszeit kein Problem darstellt. Ich wurde aber schon mehrfach davor gewarnt, abends Zug zu fahren. Man ist dort tagsüber fast ausschließlich unter Schwarzen, die sich allerdings keineswegs negativ verhalten. Im Gegenteil: Mir hat man hilfsbereit den Weg erklärt, als ich danach gefragt habe. An den öffentlichen Verkehrsmitteln sollte bis Turnierbeginn noch gearbeitet werden.


Dies sei ein Grund dafür, dass es hier kaum Werbung gibt. Man wolle nicht unnötig viel Geld dafür ausgeben, sondern mehr in eine nachhaltigere Infrastruktur investieren, lautet der Plan der Organisation.

Sonntag, 7. Februar 2010

Vorfreude im Land der Gegensätze

Servus vom Western Cape in Südafrika. Was viele mit traumhafter Landschaft und Kriminalität verbinden, ist ganz anders, wie ich es mir vorgestellt habe. In Stellenbosch geht es sehr europäisch zu. Ich habe hier nicht den Eindruck, dass ich mich in Afrika befinde.
Auf dem International Airport in Kapstadt gelandet, wurde ich wurde ich sofort mit der WM konfrontiert. Riesige Werbeplakate zieren die großen Hallen. Weiter weg von der Stadt werden diese Plakate immer seltener. Was man dann zu Gesicht bekommt ist auch für alle Fußballverweigerer ein Traum: Der Tafelberg. Live erscheint dieser noch prächtiger.

Die weitere Fahrt nach Stellenbosch hat auch gleich die Kehrseite Südafrikas offenbart. Blechhütten und Müll, die Wohnqualität und Hygiene auf ein Minimum reduziert: Das Township Khayelitsha am Rande Kapstadts. Viele Menschen laufen seitlich der Autobahn und überqueren diese sogar: ein seltsames Bild, in Deutschland undenkbar.


Stellenbosch und Umgebug ist Südafrikas Weinregion. Es gibt viele Weinfarmen mit riesigen Feldern voller Reben. Die Eingänge große, luxuriöse Portale. Das krasse Gegenteil zu den Townships. Das beschäftigt mich noch immer. Täglich werde ich um ein paar Rand angebettelt. Schweren Herzens gehe ich weiter. Dafür werde ich mich in einem Projekt der Uni, das im Township Aufbauhilfe leistet, engagieren. Diese Art der Hilfe ziehe ich vor. Die Vorlesungen beginnen, die Eingewöhnungsphase ist vorbei. Neben dem Studium werde ich versuchen, auch fußballerisch Fuß zu fassen. Inwiefern dies geschehen wird, ist noch unklar.

Es gibt da verschiedene Möglichkeiten. Ich freue mich auf das, was da noch kommen mag...