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Dienstag, 25. Mai 2010

Pendeln zwischen Blechhütte und Universität

Kholekile ist 25 Jahre alt und arbeitet als Sicherheitsmann für das Wohnheim Academia, in dem viele internationale Studenten wohnen. Vor ein paar Jahren hat er in einem Kosmetikshop in seiner Heimat im Ostkap Regale eingeräumt. Wegen schlechter Bezahlung hat es ihn ans Westkap verschlagen. Hier lebt er mit seinem jüngeren Bruder und seinem Cousin, die auch beide als Sicherheitsmänner arbeiten. Zu dritt wohnen sie in einem der vielen Blechhütten im Township Kayamandi. Fließend Wasser und Elektrizität gibt es in ihrem zu Hause nicht. Die sanitären Anlagen teilen sie sich mit ihren Nachbarn.

Kholekile hat sein Matric - südafrikanisches Abitur, nach 12 Schuljahren - erfolgreich abgeschlossen und würde gerne studieren, jedoch fehlt ihm dazu das nötige Geld. Hilfe vom Staat hat er leider keine bekommen. Es ist ihm auch nicht gelungen, ein Stipendium zu ergattern.
Nun verdient er sich sein Geld indem er für die Sicherheit der Studenten sorgt. In einem festgelegten Rhythmus, 3 Tage Tagschicht, 3 Tage Nachtschicht und 3 Tage frei, arbeiten er und seine Kollegen am einzigen Tor zu den Academia-Wohnhäußern. Die Schicht dauert 12 Stunden, jeweils von 6 Uhr bis 6 Uhr. Seinen Jahresurlaub, 17 Tage, spart er sich auf, um seine Verwandten am Ostkap zu besuchen.



"Im Kayamandi geht es sehr kriminell zu", sagt Kholekile. Auf seinem 30 minütigem Fußwegen zur Arbeit sei es gerade bei einer Tagesschicht in den frühen Morgenstunden problematisch. Die Stadt ist sehr ruhig und nicht selten komme es zu Überfällen, auch auf Bewohner aus dem Township.

Kholekile ist sehr glücklich darüber, dass die WM in Südafrika stattfindet und stolz, da es ein historisches Ereignis für den afrikanischen Kontinent ist. Die Spiele wird er bei einem Freund in einer kleinen Gruppe anschauen. Geld für das Stadion hat er nicht.

Er schaut sich auch die Clubspiele der südafrikanischen Liga nur im TV an, da er die 20 Rand Eintritt nicht hat.
Kholekile ist zuversichtlich: "Die südafrikanische Mannschaft kann es bis ins Viertelfinale schaffen." Die deutsche Nationalmannschaft kennt er dagegen nicht. Einzig die Brasilianer haben es ihm angetan. Die sieht er am Ende auch ganz oben

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