Hier tippt die Ortenau

Dienstag, 20. Juli 2010

WM vorbei, was nun?

Diese Woche Montag haben bei uns in Stellenbosch wieder offiziell die Vorlesungen begonnen. Ich musste gleich am ersten Tag ran. Eine Vorlesung und ein Tutorium standen an. Insgesamt werde ich dieses Jahr 5 Kurse belegen, was einen etwas volleren Uni-Plan bedeutet als das letzte Semester. Drumherum werde ich mich wieder ein paar Societies anschließen. Unter anderem der Unimannschaft, bei der pünktlich zum Begin der Vorlesungen auch das Training gestartet wurde. Ich werde allerdinge nicht alle Societies erneut belegen und zudem auch das Township-Projekt beenden. Dies war letztendlich sehr unorganisiert und entsprach nicht ganz meinen Vorstellungen. In dieser Richtung werde ich wohl anderweitig tätig werden, jedoch habe ich mich darüber noch nicht genauer Informiert. Es gibt hier sehr viel zu tun und ich werde bestimmt ein Projekt finden, welches meinen Vorstellungen entspricht.



Mein altes Zimmer im Wohnheim habe ich bereits vor unserer Tour verlassen und bin nun, nach vielen Komplikationen, in einer schönen Wohnung in Campusnähe gelandet. Mit 4 Afrikaanern teile ich mir die Wohnung mit allem was man als Student braucht. Die Mitbewohner sind super freundlich und haben erneut das gastfreundliche Bild der Südafrikaner bestätigt. Mein Zimmer ist komplett leer und da wurden kurzerhand ein Bett und ein Schreibtisch organisiert. Und falls ich ein Auto bräuchte, um meine Sachen in die Wohnung zu bringen, solle mich melden. Seit meiner Rückkehr nach Stellenbosch wurde ich bei südafrikanischen Freunden untergekommen.

Neben neuen einheimischen Freunden habe ich auch neue Internationals kennen gelernt, die für das zweite Semester nach Stellenbosch gekommen sind. Mit einigen werde ich öfters auf die Reise gehen. Von kleineren Ausflügen wie die vielen Berge um Stellenbosch zu besteigen bis zu größeren Trips in den der Ferienwoche während des Semesters laufen die Planungen bereits. Für die kleinen Ferien werden wir Richtung Namibia aufbrechen und auf dem Weg dorthin das frühlingshafte Blumenmeer im Namaqualand und die Khalagariwüste erkunden. Ich freue mich auf ein weiteres abenteuerliches Semester in Stellenbosch und viele schoene Erlebnisse.

Sonntag, 18. Juli 2010

Ziel erreicht: Zehn Stadien besichtigt

Das Viertelfinale haben wir im kalten Pretoria gesehen. Und spätestens nach dem Sieg stand fest, dass wir unsere Reise erneut Richtung Durban fortsetzen. Wir fuhren über die Nacht nach Durban um Zeit und Geld zu sparen. Zudem ist es angenehmer auf einer fast leeren N2 zu fahren.

Langsam kam das Spiel näher und es stellte sich auch wieder die Ticketfrage, denn zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch keine. Wie das Glück so will, habe ich bereits im Backpacker einen Schotten getroffen, der ein Ticket übrig hatte. Kurzerhand habe ich die erste Möglichkeit genutzt und habe ihn zum Spiel begleitet. Vor dem Stadion gab es zahlreiche weitere Ticketverkäufer.



Nach dem Spiel hätte ich gerne gefeiert, aber die falsche Mannschaft hat leider verdient gewonnen. Allerdings war das mit dem Feiern nach den Spielen sowieso ein Thema für sich. Es kam nie die gleiche Stimmung auf, wie zu Hause beim Public Viewing. Im Fanpark hier wie im Stadion waren die Fans bunt durcheinander gemischt. Zudem haben sich viele Südafrikaner nach dem Ausscheiden ihrer Mannschaft irgendeinem anderen Team angeschlossen. Diese haben sich zwar gefreut, wenn ihr neues Team gewonnen hat, aber das war es auch. Hier habe ich gemerkt, dass ich das Feiern mit meinen Freunden und richtigen Fans in Deutschland nicht zu ersetzen ist während dieser Zeit.

Die beiden letzten Spiele haben wir uns auf unserer Rückreise nach Stellenbosch angeschaut. Genauer gesagt in der Nähe von Bloemfontein. In dieser Stadt haben wir das letzte der zehn WM-Stadien besucht und damit unser angestrebtes Ziel erreicht. Am morgen des Spiels um Platz drei hat auch das nächste große Event begonnen, auf das sich Südafrika konzentriert. Die „Springboks“, das Rugby-Nationalteam von Südafrika, haben mit einem Auswärsspiel bei den „All Blacks“ (Neuseeland) den Tri-Nationscup eröffnet. Hier streiten sich die beiden genannten Mannschaften mit Australien um den Titel. Die drei Heimspiele in Südafrika finden in drei WM-Stadien statt, die nun vorerst wieder nur für Rugbyspiele zur Verfügung stehen.

Ich bin mittlerweile wieder zurück in Stellenbosch. Bei winterlichem Wetter geht am Montag das Semester wieder los. Ab September stellt sich wieder der Sommer ein. Jedoch gilt hier das ganze Jahr: „Dis altyd Lente in die oe van die Stellenbosch studente“ – Es ist immer Frühling in den Augen der Studenten.

Dienstag, 15. Juni 2010

Die Vuvuzela hält schön von innen warm



Am Sonntag war es endlich so weit. Ich hatte mich riesig auf mein erstes WM-Spiel im Stadion gefreut. Wir hatten uns erfolgreich für Deutschland gegen Australien in der dritten Verkaufsphase beworben. So waren wir nach Durban gereist und saßen mit insgesamt 60660 Fans im nicht ganz ausverkauften Mabhida-Stadion.

Nach dem Mittagessen hatte das Projekt bereits gestartet. Die Körpferfarbe wurde aufgetragen. Dann ging es mit dem Auto Richtung Stadion. Parkplätze gibt es dort zu genüge. Letztendlich war es viel bequemer als mit dem Shuttelbus zu fahren. Denn der verkehrt von etwas außerhalb.



Ausgestattet waren wir mit Fahne, Fußball und traditionell afrikanisch mit der Vuvuzela. Aufgrund unserer Farbenfreude waren wir ein kleiner Magnet für allerlei Kameras. Ich durfte sogar ein kleines Interview im brasilianischen TV geben. Thema - wie überall außerhalb Südafrikas - die tönenden Vuvuzelas.

In einem der drei über Durban verteilten Fanparks stärkten wir uns und schauten Serbien gegen Ghana zur Vorbereitung. Dann wollten wir endlich ans Ort des Geschehens. Das Tötengeräusch war nicht nur auf dem Weg bereits unüberhörbar. Die meiste Aufmerksamkeit bei der Kontrolle erregte im übrigen unsere Bemalung.

Im Stadionrund dominierte aber eine andere Farbe: Nämlich gelb. Deutlich mehr Australier hatten sich eingefunden - deutlich erkennbar am Lautstärkepegel bei der Hymne. Viele Einheimische dagegen unterstützten die deutsche Mannschaft. Hängt wohl damit zusammen, dass Australien beim Cricket und Rugby zu den härtesten Konkurrenten zählen.

Ab Minute Acht ungefähr waren die Australier ziemlich leise. Nach dem Spiel waren die meisten schnell verschwunden. Auch für uns wurde es Zeit. Denn mittlerweile war es doch ziemlich kalt geworden so ganz oben ohne. Gerade hier zeigt sich aber der große Vorteil des so oft gescholtenen Instruments. Beim Spielen der Vuvuzela heizt sich der Körper wirklich von innen auf. Nur so konnte ich die ganze Nacht mit meiner Bemalung überstehen.

Samstag, 12. Juni 2010

Erste Eindrücke nach 3000 Kilometern durch Südafrika

Seit Anfang Juni sind wir auf Tour und haben schon fast 3000 Kilometer hinter uns. Von Stellenbosch ging es, hauptsächlich auf der N2, in den Osten des Landes. Auf der Garden Route, dieeine der grossen Touristenattraktionen in Suedafrika ist, haben wir vieles erlebt. Die Landschaft wechselt staendig. In der Stellenboschregion ist diese von ueberwaeltigenden Bergen gepraegt. Ab Knysna wandelst sie sich in eine tiefe, huegelige Waelderlanschaft.



Je weiter man von Kneisna wegfaehrt, desto weniger wird der Wald und es zeigen sich endlos weite Landschaften mit Bergen an der linken und der Ozean an der rechten Seite. Hier findet man auch das Surferparadis um Jeffreys Bay, wo sich eines morgens um die 30 Delfine zeigten und durch die Wellen surften.

Die landschaftlich beste Aussicht hatten wir bisher in der Transkei. Diese Region befindet sich zwischen East London und Durban und ist wohl das typischste Arfika. Kuehe, Schafe und andere Tiere laufen willkuerlich auf der Strasse umher. Auf den vielen Huegeln stehen vereinzelt so genannte "Hats". Kleine, runde und bunte Haeuschen, ohne jeglichen Luxus. Hier leben die Afrikaner der Xhosa Kultur, wie auch einst Madiba, besser bekannt als Nelson Mandela.

Unser Backpacker befaand sich in Coffee Bay. Mit dem Auto muss man auf der einzigen Strasse ca 80 km von der N2 fahren, auf einer loechrigen Strasse, auf der viele Menschen und Tiere unterwegs sind.

Nach 2 tollen uebernachtungen in der Region, die wir bei einer Wanderung mit einem Einheimischen auch genauer kennen gelernt haben ging es am Freitag Richtung Durban. Geweckt wurden wir an diesem Tag von Vuvuzelas, die den ganzen Tag zu hoeren waren. Auf der Rueckfahrt, ausgestattet mit Bafana Bafana Trikots, auf der vorher beschriebenen Strasse sahen wir viele Einheimische, die mit Flaggen und Vuvuzelas unterwegs waren. "Can u feel it? It is here!" Das ist der Spruch, der nun kusiert. Und wir konnten es fuehlen.



Leider sassen wir um 16 Uhr bei Anpfiff des Eröffnungsspiels immernoch im Auto und dass wir es rechtzeitig nach Durban schafften, war utopisch. Kurz nach 4 entdeckten wir neben der Strasse ein kleines Pub, gefuellt mit 100 schwarzen Suedafrikanern. Wir hielten an und gesellten uns dazu. Gleich wurden wir freundlich aufgenommen und waren der anziehungspunkt fuer alle. Bei dem 1:0 und tosendem Jubel war klar, dass wir alles richtig gemacht haben. Jeder kam und wollte mit uns abklatschen und war uebergluecklich. Leider stand am ende nur ein Punkt da, jedoch waren alle gluecklich und haben weiter gefeiert, waehrend wir unsere Fahrt nach Durban fortsetzten.
In Durban haben wir unsere Tickets fuer das Deutschlandspiel abgeholt und entsprechend ausgestattet, damit wir morgen unsere Farben zum sieg schreien koennen!

Mittwoch, 9. Juni 2010

Fest auf Reisen beim großen Fußballfest

Endlich ist es soweit. Nach einem tollen Semester geht es sechs Wochen mit dem Auto durch Südafrika. Und endlich steht die WM vor der Tür. Geplant haben wir dabei nicht viel. Nur zwei Termine stehen bisher fest: 13. in Durban und 25. in Nelspruit. Dumrum versuchen wir eine schöne Tour zu bauen, um viel vom Land zu sehen. Die ersten Tage werden wir der Garden Route widmen und anschließend durch die Transkaai ins warme Durban.

ZWEI STADIONBESUCHE SIND FEST EINGEPLANT

Nach dem ersten Deutschlandspiel werden wir durch die Drakensberge über Johannesburg Richtung Nelspruit fahren. Ein erneuter Besuch im Krüger-Park ist geplant, der Rest ergibt sich spontan. Für das Finale haben wir uns vorgenommen, in Johannesburg zu sein. Wir hoffen natürlich, dass wir dann der deutschen Mannschaft die Daumen drücken können. Für mich gibt es keinen wirklichen Favoriten. Sehr schön wäre natürlich, wenn der Weltmeister 2010 aus Afrika kommen würde. Das würde die ohnehin schon gute Stimmung wohl nochmals steigern.
Es bleibt letztendlich abzuwarten und auf eine gute WM mit vielen guten Spielen zu hoffen. Zwei Spiele werden live im Stadion geschaut: Deutschland gegen Australien und Elfenbeinküste gegen Nordkorea. Weitere Karten haben wir nicht bekommen. Versucht haben wir es. Gerade das letzte Gruppenspiel der Deutschen hätte prima in unseren Reiseplan gepasst. Als wir nachgeschaut haben, waren für unser Spiel noch wenige Karten verfügbar, als wir eine Minute später den Kaufvorgang via Internet gestartet haben, war es bereits zu spät.
Wir werden dieses Spiel voraussichtlich nicht im Stadion, aber trotzdem in Johannesburg anschauen. Viele Freunde von der Uni sind auch auf Tour und wohl zur gleichen Zeit in Johannesburg. Ausgestattet mit Deutschlandtrikot, Flaggen, Vuvuzelas und entsprechenden Farben auf dem Körper, werden wir mitfiebern.

VUVUZELAS NACH STRESS MIT VON DER PARTIE

Die Vuvuzelas, die eigenartigen Instrumente der afrikanischen Fans, wurden nach teils heftigen Diskussionen doch nicht verboten. Ganz im Gegenteil: Bei den Halbfinals und beim Finale der Rugby-League waren die ausdrücklich erlaubt, um die weißen Rugbyliebhaber für die Fußballatmosphäre und die WM zu begeistern. Inwieweit dies gelungen ist, wird man in den nächsten Wochen sehen.

Montag, 31. Mai 2010

Kleiner Krimi vor großer Reise

Bisher bin ich komplett von irgendwelcher Form der Kriminalität verschont geblieben. Doch Ende Mai hat es mich erswischt. Zusammen mit einem Kumpel war ich zu einem Sportgelände etwas außerhalb von Stellenbosch gefahren. Die Fahrräder hatten wir direkt neben dem Platz vor die große Tribüne gestellt. Ans Abschließen dachten wir nicht. Wir hatten ja nur wenige Meter entfernt unsere Tore aufgebaut. Auf der anderen Seite des Platzes hat ein Rugbyteam trainiert. Auch Rucksäcke und Schlüssel hatten wir, wie alle anderen, dort deponiert. Als ich während des Fußballspiels Richtung Tribüne blickte, war es bereits geschehen. Der Dieb hatte es wohl einzig auf mein Fahrrad abgesehen. Sonst fehlte nämlich nichts. Von der Polizei habe ich nach meiner Anzeige eine Fallnummer erhalten inklusive Kontakt (siehe Foto), unter dem ich mich melden sollte, falls ich das Fahrrad finden sollte.




Er habe sein Fahrrad bei einem Händler wiederentdeckt, erklärte mir ein befreundeter Fußballspieler. Diese minimale Chance wollte ich nutzen. Ich habe mir kurzerhand ein Rad geliehen und habe mich auf den Weg in die Stadt gemacht. Kurz vor meinem Ziel kam mir ein etwa 35 Jahre alter Mann auf einem Fahrrad über die Quere, das mir mehr als nur bekannt vorkam. Ich heftete mich an seine Fersen. 15 Minuten ging die Fahrt kreuz und Quer durch die Stadt, die Polizei hatte ich längst informiert.


Plötzlich blieb der Dieb an einem Bordstein hängen, das hintere Schaltwerk war zerstört. Zwangsläufig musste er anhalten. Ein Freund, den ich vorher ebenfalls angerufen hatte, half dem Mann – vermeintlich – bei der Reparatur. In Wirklichkeit war es seine Aufgabe, den Fahrraddieb bis zum Eintreffen der Polizei hinzuhalten.
Die Rahmennummer meines Rades hatte ich in meinem Handy eingespeichert, was der Polizei als Beweis genügte. Der Dieb wurde abgeführt. Allerdings muss ich nun die Reparaturkosten von zirka 250 Rand – knapp 30 Euro – selber bezahlen.

Dienstag, 25. Mai 2010

Pendeln zwischen Blechhütte und Universität

Kholekile ist 25 Jahre alt und arbeitet als Sicherheitsmann für das Wohnheim Academia, in dem viele internationale Studenten wohnen. Vor ein paar Jahren hat er in einem Kosmetikshop in seiner Heimat im Ostkap Regale eingeräumt. Wegen schlechter Bezahlung hat es ihn ans Westkap verschlagen. Hier lebt er mit seinem jüngeren Bruder und seinem Cousin, die auch beide als Sicherheitsmänner arbeiten. Zu dritt wohnen sie in einem der vielen Blechhütten im Township Kayamandi. Fließend Wasser und Elektrizität gibt es in ihrem zu Hause nicht. Die sanitären Anlagen teilen sie sich mit ihren Nachbarn.

Kholekile hat sein Matric - südafrikanisches Abitur, nach 12 Schuljahren - erfolgreich abgeschlossen und würde gerne studieren, jedoch fehlt ihm dazu das nötige Geld. Hilfe vom Staat hat er leider keine bekommen. Es ist ihm auch nicht gelungen, ein Stipendium zu ergattern.
Nun verdient er sich sein Geld indem er für die Sicherheit der Studenten sorgt. In einem festgelegten Rhythmus, 3 Tage Tagschicht, 3 Tage Nachtschicht und 3 Tage frei, arbeiten er und seine Kollegen am einzigen Tor zu den Academia-Wohnhäußern. Die Schicht dauert 12 Stunden, jeweils von 6 Uhr bis 6 Uhr. Seinen Jahresurlaub, 17 Tage, spart er sich auf, um seine Verwandten am Ostkap zu besuchen.



"Im Kayamandi geht es sehr kriminell zu", sagt Kholekile. Auf seinem 30 minütigem Fußwegen zur Arbeit sei es gerade bei einer Tagesschicht in den frühen Morgenstunden problematisch. Die Stadt ist sehr ruhig und nicht selten komme es zu Überfällen, auch auf Bewohner aus dem Township.

Kholekile ist sehr glücklich darüber, dass die WM in Südafrika stattfindet und stolz, da es ein historisches Ereignis für den afrikanischen Kontinent ist. Die Spiele wird er bei einem Freund in einer kleinen Gruppe anschauen. Geld für das Stadion hat er nicht.

Er schaut sich auch die Clubspiele der südafrikanischen Liga nur im TV an, da er die 20 Rand Eintritt nicht hat.
Kholekile ist zuversichtlich: "Die südafrikanische Mannschaft kann es bis ins Viertelfinale schaffen." Die deutsche Nationalmannschaft kennt er dagegen nicht. Einzig die Brasilianer haben es ihm angetan. Die sieht er am Ende auch ganz oben

Der Ball soll endlich rollen

Bei meiner Unimannschaft hat die Saison mittlerweile richtig begonnen. Wöchentlich wird Fußball gespielt. Oft auch mehr als ein Spiel. Die Info, dass ein Spiel stattfindet bekommen wir meistens erst ein paar Tage vorher. Einen festen Spielplan gibt es nicht. Die Mannschaft besteht zur Hälfte aus Südafrikanern, schwarzen und weißen.

Die andere Hälfte sind Internationals aus Kanada, Zambia, Norwegen, Namibia, Holland und eben ich aus Deutschland. Die Spiele der Studentenliga waren bisher immer auswärts in Kapstadt. Auf der Fahrt geht es immer am riesigen Township Khayelisha vorbei. Auf dem kleinen Grünstreifen, der die Autobahn vom Township trennt, trainieren abends viele Mannschaften aus dem Township. Der meist sehr unebene und sandige „Trainingsplatz” ist sehr schlecht bespielbar und die Tore sind oft nur zwei Pylonen oder Gummireifen. Das macht den fußballverrückten Südafrikanern nicht viel aus. Die Hauptsache ist, dass der Ball rollt. Man sieht oft eine Mannschaft trainieren, wenn man durch die Straßen fährt. Sobald sich eine Grünfläche findet, wird der Ball ausgepackt.

Je näher wir der Stadt kommen, desto seltener sieht man ein solches Training. Ab da hat man nur den prächtigen Tafelberg vor den Augen. Auf dem nagelneuen Kunstrasenplatz der University of Cape Town finden die Spiele statt. Kabinen und Duschen gibt es keine.

Kurz vor dem Spiel stehen wir in der Runde zusammen und es wird „gebetet“: Eins, zwei, drei… Maties.” Das Spiel beginnt. Meistens spielen wir gegen schwarze Teams. Ausnahme ist das Team der englischsprachigen UCT, in dem nur wenige Schwarze antreten. Nach dem Spiel geht es wieder raus aus der Großstadt, vorbei an dem Kapstadter Lichtermeer und den Township, zurück ins kleine Stellenbosch. Unsere bisherige Ausbeute aus fünf Spielen: Drei Siege und zwei Niederlagen schlagen zu Buche.

Donnerstag, 22. April 2010

Rundreise geplant für die Turnierwochen

In 52 Tagen ist es endlich soweit. Dann beginnt für alle Fußballfans eine herrliche Zeit. Vergangene Woche hat die fünfte Verkaufsphase begonnen, die bis zum Anfang des Turniers dauert. In dieser Phase werden die letzten 500000 Karten verkauft. Zum einen geht das bequem über das Internet, zum anderen auch direkt am Schalter. Dies versuchten letzten Donnerstag viele Fußballbegeisterte in Stellenbosch. Eine lange Menschenmenge schlängelte sich aus der FNB-Bank, als wir versucht haben an mehr Infos zum Verkauf zu kommen. Wir haben es daher übers Internet probiert. Das war erst abends möglich – noch nicht zu spät, um an Tickets zu kommen. Nach dem ersten Deutschlandspiel in Durban, das wir uns schon in der dritten Phase sicherten, heißt das nächste Ziel Nelspruit: Nordkorea gegen Elfenbeinküste.

Es ist eher unwahrscheinlich, dass weitere Karten für uns drin sind. Für die WM-Zeit haben wir, zwei deutsche Studenten und ich, uns ein Auto gemietet, um das Land zu erkunden. Da die Spielorte weit auseinander und die Spiele nicht immer passend liegen, können wir es leider nicht realisieren, sehr viele Spiele live anzuschauen.
An die Tickets zu kommen, scheint das kleinere Problem zu sein. Im Internet gibt es auf der Seite der FIFA eine Übersicht der Verfügbarkeit. Es scheint noch Karten für alle Spiele zu geben. Keine der Kategorien ist bis jetzt mit rot für „ausverkauft“ gekennzeichnet. „Momentan nicht verfügbar“, heißt es dagegen bei den meisten. Ob diese Karten frei werden und wann, weiß keiner genau.

Die billigere vierte Kategorie ist eigens für die Südafrikaner reserviert, damit sich auch viele Einheimische Tickets leisten können. Die weißen Südafrikaner wissen zwar nicht, wie man Fußball schreibt, wollen sich aber trotzdem Spiele anschauen. Wie schon länger bekannt ist, läuft der Ticketverkauf sehr schleppend. Ob die Stadien bis zum Start unters Dach gefüllt sind, bleibt daher erstmal abzuwarten.

Montag, 12. April 2010

Ein großes Durcheinander

Am Samstag standen im Rahmen der „Cape Town International Challenge“ zwei Matches im Greenpoint Stadion an. Natürlich ließ ich mir das nicht entgehen. Nigeria gegen Südafrika und Brasilien gegen Ghana standen auf dem Plan. Schon auf dem Weg ins Stadion wurden die Fans durch Zäune abgetrennt von der Straße Richtung Stadion gelotst.

Die Sicherheitskontrolle, inmitten einer abgesperrten Straße war äußerst lasch. Zwar mit modernster Technik, allerdings ohne wirklich zu prüfen, ob gefährliche Gegenstände mitgeführt wurden. Gleich nach der mobilen Sicherheitskontrolle konnte man eine neuere Busstation bewundern. Diese wurde extra für die WM errichtet, um die Fans mit Bussen zum Stadion zu transportieren. Da sich die Taxifahrer jedoch dagegen wehren, wurde sie noch nicht in Betrieb genommen.



Was auf dem Weg bereits kräftig klingt, sind die Vuvuzelas der Fußballfans. Wir haben uns vor dem Spiel ebenfalls derartige Blasinstrumente gekauft, um uns an dem Lärm zu beteiligen. Wenn man die Technik raus hat, ist es einfach einen lauten Ton zu erzeugen, allerdings nach kurzer Zeit sehr anstrengend.
Verwirrung nach dem Einmarsch der Teams: Zunächst die südafrikanische Hymne, dann wurden die Namen der nigerianischen Mannschaft vorgelesen. Die südafrikanische Mannschaft wurde komischerweise nicht wirklich vorgestellt und da auch keine Musik für die nigerianische Hymne vorlag, hat ein Spieler die Hymne über ein Micro gesungen. Ein erneutes Beispiel für „This is Africa“.

Gleiches gilt auch für unsere Unimannschaft. Letzte Woche sind wir zu unserem ersten Spiel nach Kapstadt gefahren. Nach dem Warmlaufen, ging es wieder nach Hause, da der Schiri nicht aufgetaucht ist. Mittlerweile sind es vier Spiele, die wir nicht bestritten haben. Ein anderes Mal hatte unser Coach etwas dagegen zu spielen, da das Spiel erst am Vortag angekündigt war. Diese Woche wird wohl der nächste Versuch gestartet.

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Montag, 5. April 2010

Unruhe kurz vor der WM

Die Lage in Südafrika könnte sich zehn Wochen vor der WM ernsthaft zuspitzen: Eugene Blanche, ehemaliger Führer der rechtsextremen AWB, wurde am Samstag von zwei schwarzen Arbeitern mit Machete und Schlagstock erschlagen.

- Hier der Link zum Spiegel-Artikel-

Die 15 und 21 Jahre alten Angreifer stellten sich. Als Motiv gaben sie einen nicht bezahlten Lohn an. Die Buren sehen den Mord jedoch unter anderen Motiven. Julius Malema, der Anführer der Jugendorganisation des ANC (African National Congress – regierende Partei in Südafrika), heizt mit „Hassreden“ die Stimmung an.

Er wolle dem Beispiel Simbabwes folgen und die weißen Farmer töten. In einem Lied, das mittlerweile vom Obersten Gericht auf die Tabuliste gesetzt wurde, sang er vor laufender Kamera: „Kill the boere“. In diesen Äußerungen sieht der AWB die wirklichen Hintergründe. Laut Zeitungsbericht will die AWB die nächsten Tage ruhig bleiben um ihrem früheren Leader zu gedenken. Nach der Beerdigung wolle man tätig werden. Es wird viel spekuliert, ob Demonstrationen ruhig verlaufen. Manche fürchten auch blutige Rache. Man fühlt sich in dieser beklemmenden Situtation wie im falschen Film. Auf einer Facebook-Seite gedenkt man dem Toten. Die Mitgliederanzahl steigt sprunghaft an. Stündlich kommen neue Kommentare hinzu. Die meistens auf Afrikaans verfassten Kommentare sind hässliche Äußerungen und Beschimpfungen gegen Schwarze. Einige versuchen auch, die Situation zu beruhigen. Andere sind neutral, bekunden ihre Anteilnahme.

Die ersten Buren packen indes schon die alten südafrikanischen Flaggen aus der Zeit der Apartheid aus. Wohin all das führen wird, ist unklar. Jedoch entsteht kommt kurz vor der WM – auch für den Gast – ein beunruhigendes Gefühl auf.

Montag, 22. März 2010

Die wilde Seite des Kontinents



Eine große Attraktion im Western Cape ist das Haifischtauchen. Von Gaansbai aus geht es mit dem Schiff raus aufs Meer. Zwischen der Küste und einer kleinen Insel wird der Käfig zu Wasser gelassen. Auf der Insel leben viele Robben, die die Lieblingsspeise der Haie sind. Die „Great Whites“ – die legendären weißen Haie – werden mit Blut und kleineren Fleischstückchen angelockt. Als Köder dienen große Fischköpfe, die an einem Seil angebunden vor dem Käfig ins Wasser geworfen werden. So versucht man die Haie für die beste Sicht und den Nervenkitzel direkt vor den Käfig zu locken. Es wird jedoch immer darauf geachtet, dass der Hai nicht gegen den Käfig knallt und sich dabei verletzt.

Leider war bei unserem Trip, meine Eltern haben mich in den Semesterferien besucht, die Sicht unter Wasser auf ein bis zwei Meter beschränkt. Zudem gelang es nur selten, die Haie tatsächlich auch an den Käfig zu locken. Vom Schiff aus konnte man die Haie gut beobachten und den größten Raubfisch der Meere bewundern. Nach den Meeresjägern ging es drei Tage später zu den Jägern auf dem Land. Der Krüger-Nationalpark ist mit zwei Millionen Hektar der größte Südafrikas. Hier sind mit Löwe, Leopard, Büffel, Elefant und Nashorn auch die „Big Five“, die fünf großen Landsäugetiere, beheimatet. Auf einem offenen Geländewagen geht es über die Pisten, um möglichst viele Tiere vors Objektiv zu bekommen.

Am Leopard lag es, dass wir unsere Liste nicht komplett abhaken konnten. Es wollte sich uns keiner zeigen. Interessant ist, dass die Tiere die großen Geländewagen nicht als Bedrohung ansehen. Öfters bewundern konnten wir Elefanten, Giraffen und Zebras.

Schon allein die Landschaft lohnt einen Ausflug in den Krügerpark. Auf unserer Fahrt ging es anfangs durch dicht bewachsenes Gelände, das später zu weitläufigen Steppe wurde. So konnte ich mit diesen Ausflügen die eindrucksvolle wilde Seite Südafrikas kennenlernen.

Dienstag, 16. März 2010

Ein Trip nach Kapstadt - WM Begeisterung spürbar



Nachdem die stress- und lernintensive Testvorbereitung vorbei ist, befinde ich mich nun mitten in den Ferien. Diese begannen am Freitag mit der Fahrt nach Kapstadt. Bereits am Mittwoch habe ich Besuch von meiner Familie bekommen, die hier ein paar Tage mit mir Urlaub machen. Kapstadt ist eine schoene Stadt. Der Weg dorthin fuehrt jedoch erneut am riesigen Township Khayelisha vorbei, bei welcher sich immer ein trauriges Gefuehl einstellt.

Die Armut bekommt man gerade in Kapstadt oft zu Gesicht. Die vielen Bettler erhoffen sich gute Gelegenheiten bei dem wohlhabenderem Volk Suedafrikas und von den vielen Touristen, die es hier gibt. Im Gegensatz zu Stellenbosch, wo die Bettler nur zum Betteln in die Stadt kommen, sieht man mitten in Kapstadt die armen Menschen auf dem grossen Platz vor dem Rathaus schlafen, weil sie kein anderes zu Hause haben. Dies ist der gleiche Platz, auf dem in 3 Monaten viele Einheimische und Touristen die WM live auf einem grossen Bildschirm verfolgen koennen. Wie 2002 in Achern heisst es nun 1:0 fuer Kapstadt.



Wir sind direkt im Greenpoint untergekommen. Von unserem Guesthouse kann man in ein paar Minuten zum Stadion laufen. Hier sind die Bauarbeiten sichtilich in Gange. Vor dem Stadion sind viele Bereiche noch in Bearbeitung und werden bis Juni wohl fertiggestellt um dem Gesamtbild des Stadions kein Dorn im Auge zu sein. Innerhalb der engsten Umzauunung befinden sich Kraene und an der Stadionverkleidung wird noch gebastelt. Genauer haben wir mir das Stadion nicht angeschaut.

Die Zahl der Werbeplakate ist seit Anfang Januar deutlich gewachsen. Man kann man an der Waterfront kleine Bootstouren in einem etwas groesseren Fussball buchen. In einem Supermarkt sind ueber den Regalen die Flaggen der teilnehmenden Nationen ausgehaengt und auf Schildern werden in verschiedenen Sprachen die Menschen begruesst. "WM2010 I can't wait", wie auf einem riesigen Plakat in der Stadt zu lesen ist, ist nun in Kapstadt ein grosses Thema.

Dienstag, 9. März 2010

TIA - This is Africa


Eine Woche noch, dann sind Ferien. Jeder Student aber verbindet die letzte Woche vor den Ferien mit Abgaben von Essays und Tests. Dass dies wichtig ist, aber nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen zählt, dürfte jeder einsehen. Ich werde Donnerstag mit Afrikaans und Freitag mit meiner Ingenieursvorlesung (Electrical Drive Systems) das Vergnügen haben.

Afrikaans fällt allen Deutschen recht leicht, da die Grammatik sehr simpel ist und viele Wörter sehr ähnlich sind. Einzig die Betonung und das Buchstabieren waren anfangs etwas komisch. Nachdem man sich daran gewöhnt hat, kommt es nur noch auf das Vokabelpauken an. Ich habe es allerdings aufgegeben, die in Afrikaans gehaltene Ingenieursvorlesung, zu besuchen. Die wichtigen Einzelheiten bleiben auf der Strecke. Das Textbuch ist zum Glück auf Englisch und wird so dieses Semester den Dozenten für mich ersetzen.

Das Lernen fällt mir hier nicht wirklich leicht: das Wetter hat sich seit letzter Woche konstant auf drückend heiß eingependelt, einige Societies und viele andere Aktivitäten erschweren das Lernen dazu noch maßgeblich. Societies sind Gruppierungen aller Art: sportliche, religiöse, politische, soziale, etc. Ich habe mich bisher für die Capoeira-, Dance- und die Weinsociety eingetragen. Das bedeutet regelmäßige Trainingszeiten unter der Woche. Die Weinsociety bietet wöchentlich Touren zu den Weinfarmen oder Weinproben auf dem Campus an. Eventuell werde ich mich dem Unterwasserclub anschließen, da ich unbedingt den Tauchschein machen möchte. Die Societies sind gerade für Internationale Studenten eine gute Möglichkeit, neue Leute kennen zu lernen. Die Einladung zu abendlichen Aktivitäten und Ausflügen sind die Folge. Man kann und will ja auch nicht immer absagen.

Und dann gibt es noch den Fussball. Ich habe die Trials für das Studententeam gemeistert und trainiere nun mit einem internationalen Team für die Studentenliga. Am Mittwoch haben wir unser erstes Spiel. Gegen wen, steht noch nicht fest, auch der restliche Spielplan ist noch nicht veröffentlicht. Das ist hier nichts besonderes, organisatorisch dauert alles etwas länger: TIA – This is Africa!

Montag, 1. März 2010

Der Weg zum Kap der guten Hoffnung


Bei 37 Grad im Schatten, Windstille und keiner einzigen Wolke am Himmel haben wir uns aufgemacht, den Botmanskop, einer der zahlreichen Berge um Stellenbosch herum, zu besteigen. Als Lohn für die Schweißarbeit gab es einen herrlichen Panoramablick.


Das Wetter hier ist äußerst verwirrend, denn es wechselt ständig. Vergangene Woche zum Beispiel: Zwei Tage mit orkanartigen mal kalten mal warmen Winden und am nächsten Tag wieder null Wind und brennende Sonne. Beim Anstieg zeigen sich ein paar Wolken, die mit dem Sonnenuntergang zu einem faszinierenden Bild verschmelzen. Diese Momente sind eher selten. Die windigen Tage lassen nicht auf sich warten. Man spürt bei kaltem Wind die Kraft der Sonne nicht, die Folge Sonnenbrand. So geschehen, bei meinem Ausflug zur Cape Peninsula.

Der erste Ausflug in einen südafrikanischen Nationalpark offenbarte die wilde Seite des Landes. Paviane streunen umher auf der Suche nach Lunchpaketen. Schildkröten, Echsen, Wombats begegnen einem auf dem Weg zum Kap der guten Hoffnung. Was man sonst nur aus dem Zoo kennt, gibt es hier in freier Wildnis. Die Halbinsel am Kap, dem südwestlichsten Punkt Afrikas, zieren Kanonen und Bunker aus vergangenen Zeiten. Kaum vorstellbar, dass hier gekämpft wurde. Etwas nördlich vom Kap gibt es eine Pinguinkolonie. In einem eigens angelegten Reservoir sollen sich die vom Aussterben bedrohten Tiere entwickeln. Am besten soll das Naturerlebnis übrigens im Krüger Nationalpark sein. Diese Tour habe ich mir für Mitte März vorgenommen.

Dienstag, 23. Februar 2010

Warten auf den Schiri beim Videobeweis



Lautes Trommeln, Gitarren und Vuvuzuelas verboten. Wo gibt es denn so etwas? Im Newlands-Stadion in Kapstadt beispielsweise, wo die Stormers am Wochenende die Waratahs aus Australien empfangen haben. Rugby ist, wie bereits erwähnt, ein weißer Sport.

Bei der WM werden diese Musikinstrumente wohl erlaubt sein. Schließlich sind diese Teil der (süd-)afrikanischen Fußballkultur. Nichtsdestoweniger kann man den Ansturm bei einem Rugbyspiel mit einem Bundesligaspiel vergleichen. Allerdings bezahlt man bei für die besten Plätze im Stadion umgerechnet keine 10 Euro. Rugby ist sehr körperbetont. Es geht prinzipiell darum, den Ball hinter die gegnerische Touchdownlinie zu bekommen. Der Ball darf nur nach vorne gekickt werden. Werfen darf man das Ei nur nach hinten. Raumgewinn erziehlt man zu Fuß. Der Videobeweis ist ein gängiges Hilfsmittel der Schiedsrichter.



Das Zeichen hierfür kennt man bei uns als „Timeout“. In diesem Fall schauen alle gespannt auf die Videowand und warten auf das Urteil. Insgesamt ist Rugby trotz seiner Härte erstaunlich fair. Was im Fußball zu einer Spielertraube und roten Karten führt, ist hier alltäglich. Es gibt zwar auch gelbe Karten, wovon der Schiri in diesem Spiel trotz kleinerer Raufereien keinen Gebrauch gemacht hat. Eine gelbe Karte beim Rugby bedeutet einen Feldverweis für zehn Minuten. Endstand war nach zweimal 40 Minuten 27:6 für die Stormers. Jetzt heißt es wieder, die Maties beim zweiten Heimspiel zu unterstützen. Unsere Unimannschaft führt nach drei Spielen die Tabelle an. Uni-rugby wird in Südafrika sogar im TV übertragen.

Samstag, 20. Februar 2010

Die Kids von der Straße fernhalten



Um die 50000 Menschen leben im Township Kayamandi am Rande von Stellenbosch. Es gibt viele Projekte von Hilfsorganisationen in diesem vorwiegend von Schwarzen bevölkerten Armenviertel. Drei verschiedene Möglichkeiten, sich aktiv einzubringen, bietet auch das International Office meiner Universität. Zum einen kann man ein Basketballteam trainieren, Lehrer der Vorschule beim Unterricht unterstützen oder beim sogenannten After School Projekt mithelfen. Für letzteres habe ich mich entschieden. Einmal wöchentlich helfe ich Schülern der Mittelstufe bei Ihren Hausaufgaben oder mache sonstige Angebote zur Freizeitbeschäftigung. Oberstes Ziel: Die Kinder von der Straße wegbringen. Dort herrscht die Gewalt und Kriminalität, die mitverantwortlich für den schlechten Ruf Südafrikas ist. Die Kinder sollen einen besseren Start in ihre Zukunft bekommen und von anderen Vorbildern lernen.

Das Township ist doch sehr trist, Blechhütten, „shacks“, bestimmen das Bild. Überall liegt Müll auf den Straßen und zwischen den Hütten verteilt. Ab und zu entdeckt man mittendrin ein umzäuntes Haus, das einem Sicherheitskomplex ähnelt – ein krasses Bild des Gegensatzes, das sich bei mir eingeprägt hatte. Die sanitären Anlagen nehmen wenige Quadratmeter ein, je 10 Familie teilen sich einen Waschplatz und eine Toilette.

Die Schulkids sind wie überall: Es gibt Laute und Schüchterne, Klassenclowns und Prolls. Doch alle tragen sie Schuluniformen. Am Ende jedes Programmes steht die sportliche Aktivität. Sofort trennen sich die Geschlechter automatisch. Für die Jungs gibt es nur eins: Fußball. Regeln sind zweitrangig. An erster Stelle steht, dass jeder Spaß hat. Und das ist zweifellos der Fall.

Sonntag, 14. Februar 2010

Doch nicht zum Spiel ins Soccer-Stadium?


Die anstehende WM – zum ersten Mal auf afrikanischen Plätzen ausgetragen – ist für die meisten Europäer das Top Event des Jahres. Bayernpräsident Uli Hoeneß hat sich wegen nicht gänzlich geklärter Sicherheitsaspekte jüngst gegen eine WM in Afrika ausgesprochen.
Sicherheit ist ein großes Thema, nicht erst seit den Vorfällen beim Afrika-Cup. Seit ich in Stellenbosch bin, habe ich bisher keine Kriminalität und Gewalt erlebt.

Allerdings sind die Verhältnisse hier nicht vergleichbar mit den größeren Städten. Insgesamt sei das Western Cape der ruhigere Bereich Südafrikas, sagt man mir. Andernorts, vor allem in und um Johannesburg, gehe es extremer zu. Von weißen Südafrikanern wurde ich bereits davor gewarnt, mir Spiele im Soccer City Stadion anzuschauen. Ausgerechnet dort hat aber die deutsche Nationalmannschaft ihr letztes Gruppenspiel. Das Stadion befindet sich wohl direkt im Township Soweto. Ich bekam schon ein mulmiges Gefühl, als ich hören musste, was in diesem Township so an der Tagesordnung sei. So sei ein auf dem Weg nach Hause überfallen worden.

Er hatte den Kriminellen alles überlassen, was er bei sich hatte. Nur den Ehering wollte er nicht hergeben. Das war sein Todesurteil. Der Transport der Fans gestaltet sich ebenfalls äußerst schwierig. Die Infrastruktur ist schlecht und öffentliche Verkehrsmittel sollten, wie auch das Taxifahren, weitestgehend vermieden werden. Ich war bisher schon mit dem Zug unterwegs, was zur täglichen Arbeitszeit kein Problem darstellt. Ich wurde aber schon mehrfach davor gewarnt, abends Zug zu fahren. Man ist dort tagsüber fast ausschließlich unter Schwarzen, die sich allerdings keineswegs negativ verhalten. Im Gegenteil: Mir hat man hilfsbereit den Weg erklärt, als ich danach gefragt habe. An den öffentlichen Verkehrsmitteln sollte bis Turnierbeginn noch gearbeitet werden.


Dies sei ein Grund dafür, dass es hier kaum Werbung gibt. Man wolle nicht unnötig viel Geld dafür ausgeben, sondern mehr in eine nachhaltigere Infrastruktur investieren, lautet der Plan der Organisation.

Sonntag, 7. Februar 2010

Vorfreude im Land der Gegensätze

Servus vom Western Cape in Südafrika. Was viele mit traumhafter Landschaft und Kriminalität verbinden, ist ganz anders, wie ich es mir vorgestellt habe. In Stellenbosch geht es sehr europäisch zu. Ich habe hier nicht den Eindruck, dass ich mich in Afrika befinde.
Auf dem International Airport in Kapstadt gelandet, wurde ich wurde ich sofort mit der WM konfrontiert. Riesige Werbeplakate zieren die großen Hallen. Weiter weg von der Stadt werden diese Plakate immer seltener. Was man dann zu Gesicht bekommt ist auch für alle Fußballverweigerer ein Traum: Der Tafelberg. Live erscheint dieser noch prächtiger.

Die weitere Fahrt nach Stellenbosch hat auch gleich die Kehrseite Südafrikas offenbart. Blechhütten und Müll, die Wohnqualität und Hygiene auf ein Minimum reduziert: Das Township Khayelitsha am Rande Kapstadts. Viele Menschen laufen seitlich der Autobahn und überqueren diese sogar: ein seltsames Bild, in Deutschland undenkbar.


Stellenbosch und Umgebug ist Südafrikas Weinregion. Es gibt viele Weinfarmen mit riesigen Feldern voller Reben. Die Eingänge große, luxuriöse Portale. Das krasse Gegenteil zu den Townships. Das beschäftigt mich noch immer. Täglich werde ich um ein paar Rand angebettelt. Schweren Herzens gehe ich weiter. Dafür werde ich mich in einem Projekt der Uni, das im Township Aufbauhilfe leistet, engagieren. Diese Art der Hilfe ziehe ich vor. Die Vorlesungen beginnen, die Eingewöhnungsphase ist vorbei. Neben dem Studium werde ich versuchen, auch fußballerisch Fuß zu fassen. Inwiefern dies geschehen wird, ist noch unklar.

Es gibt da verschiedene Möglichkeiten. Ich freue mich auf das, was da noch kommen mag...